Madagaskar Oktober 2023

Zur Erkundung von Madagaskar hatten wir vorab eine Rundreise durch den Norden und das Zentrum, mit Ausklang am Strand, gebucht. Um nach Antananarivo zu gelangen legten wir zuerst einen Zwischenstopp in Addis Abeba ein. Der Flug nach Äthiopen dauerte ca. 6 Stunden, dann hatten wir einen kurzen Aufenthalt und es ging gleich weiter nach Madagaskar (Flugzeit etwa 5 Stunden), wo wir um ca. 14 Uhr landeten. Das Visum bekommt man ganz einfach bei der Einreise, für 15 Tage bezahlten wir 10€ pro Person. Direkt am Flughafen hoben wir auch Geld in der Landeswährung ab - Ariary. Übrigens nich eine spannenden Regel zur Einreise: man darf nicht mehr als 6 Paar Schuhe mitbringen. Glücklicherweise kein Problem für uns.


Wir hatten perfekte Flugzeiten, sodass wir noch etwas von dem Tag hatten, den gleich am nächsten Tag frühmorgens (genauer gesagt 3:45 Uhr) startete unsere Rundreise.
Wir hatten einen Transfer zum Hotel ins Zentrum mit gebucht. Leider hatten wir für einen Tagesausflug in Antananarivo kein Glück: Wir wussten vorab, dass im November Präsidentschaftswahlen anstehen. An dem Samstag waren mehrere Demonstrationen angekündigt und das Militär war allgegenwärtig. Uns wurde davon abgeraten die Innenstadt zu besuchen bzw. uns außerhalb vom Hotel aufzuhalten.
Gleich beim ersten Abendessen erzählte uns eine Madagassin, dass es hier kein Coca-Cola gibt, sie mischen Cola selbst, vermutlich eines der wenigen Länder der Welt.

Am zweiten Tag starteten wir, wie eingangs erwähnt, sehr früh los. Vereinzelt sah man um diese Zeit noch Leute in Antananarivo, sogar mit landwirtschaftlichen Geräten, oder drei kleine Kinder spazierten Händchen haltend um 4 Uhr morgens durch die Straßen.
Großteils, bzw. selbst im Stadtzentrum, gibt es um diese Zeit keine Straßenbeleuchtung. Am Flughafen gab es dann zwei Mal einen kurzen Stromausfall. Die Verfügbarkeit Strom ist hier nicht selbstverständlich. 
Wir flogen in den Norden nach Antsiranana, ca. 2 Stunden dauert der Flug mit einer kleinen Propeller Maschine.
Dort angekommen wurden wir wieder von einem Guide abgeholt, der uns dann in das eine Stunde Fahrzeit entfernte Joffreville brachte. Hier verbrachten wir die nächsten Tage. Wir nächtigten in dem alten Kolonialhaus des Marschall Joffres, er war der Gründer der Stadt.
Auf der Fahrt sahen wir einige Einheimische und deren Unterkünfte, diesen Anblick muss man erst einmal verdauen. Die Kinder spielen mit Fußbällen, die eigentlich nur noch aus Fasern bestehen und kein wirklicher Fußball zu erkennen sind. Dennoch winken sie uns freundlich zu „Hallo Wasa“. Unser Guide erklärt uns, dass ca. 35% der Bevölkerung Analphabeten sind und somit schwer einen Job finden. Die meisten von ihnen versuchen also durch Landwirtschaft Geld zu verdienen bzw. mit dem Abbau von Kautschuk. Leider entstehen hierbei immer wieder unbeabsichtigte Waldbrände.

„The municipality does not supply public electricity.“ lauteten die Empfangsworte unserer Unterkunft. Nachdem zumindest durch Sonnenenergie teilweise selbst Strom erzeugt wurde, gab es strenge Regulierungen. Wir hatten also genau von 17:30-22 Uhr Strom auf den Zimmern. Neben dem Bett, sowie im Badezimmer standen Kerzen bereit. Ohne Strom, ohne Wlan zu sein hatte doch auch einmal etwas.
Der nächste Tag startete um 8:30 Uhr. Wir wurden abgeholt für eine Trekking Tour im Montagne d‘Ambre National Park.
Wir wanderten ca. 5 Stunden durch den Park mit unserem Guide Eddie. Wir sahen div. Pflanzen ( Orchideen, Amaryllis, Eukalyptus, Zitronen, ….) und auch zwei Wasserfälle (Cascade Antomboka und Cascade Sacree) bzw. einen Kratersee, der die Trinkwasserquelle für Diego Suarez ist. Nebenbei sahen wir die zweitkleinste Chamäleon Art der Welt (jeder von uns musste dann auch selbst eines entdecken) sowie unzählige Vögel, aber auch einige Lemuren.

Nebenbei erfuhren wir von Eddie viel spannendes über Madagaskar selbst. Es folgte eine kurze Einweisung zum Thema „Fady“ (= Verbote) und den indigenen Religionen auf der Insel. Ca. 80% der Menschen Leben in Armut (Tendenz leider steigend bzw. hat sich die Zahl angeblich in den letzten Jahren erhöht) und sie verdienen bspw. 1€ am Tag, wovon eine Familie zu ernähren ist. Ziel der meisten Madagassen ist es mittlerweile eine/n „Wasa“ ( = Ausländer/in bzw. Person mit weißer Hautfarbe) zu finden, um der Armut zu entkommen. So sichern sie das Überleben.
Leider gibt es durch die Franzosen (Madagaskar war eine Kolonie bis 1960) wenig hilfreiche Ideen oder Maßnahmen um die Situation zu verbessern. Sie dürften sich noch immer sehr ins politische Geschehen einmischen. Als man bspw. vor Jahren versuchte Französisch von Englisch als erste Fremdsprache abzulösen, dürfte der Staat Frankreich nicht begeistert gewesen sein und somit lernen in der Schule weiterhin alle Französisch. Nebenbei erhielt der aktuelle Präsident die Doppelstaatsbürgerschaft und seine Kinder dürfen glücklicherweise eine Schule in Frankreich besuchen. Aber natürlich unterstützen sie das Volk vor Ort auch: Wenn bspw. eine Straße errichtet werden soll, bietet Frankreich gerne an Madagaskar das benötigte Geld zu leihen. Aber da könnt man noch auf weiter Iden kommen, nämlich werden dann bspw. Firmen aus Frankreich beauftragt die Arbeiten durchzuführen - in Madagaskar wo
hlgemerkt. Was für ein heuchlerisches Spiel auf dem Rücken von Millionen armer Menschen.

Für uns aber geht es nun weiter (Bzw. zurück) nach Diego Suarez oder auch Antsiranana. Wir legten einen Strandtag ein und besuchten die Sakalava-Bucht, die Baie des Pigeons und die Baie des Dunes. Heute erfuhren wir weitere Details zur Geschichte des Landes. Im zweiten Weltkrieg führte die französische Armee und die britische Armee eine kurze Zeit lang Krieg gegeneinander auf madagassischen Boden oder eher Seewegen.
Wir treffen auch immer wieder Frauen, die eine Gesichtsbemalung tragen. Warum? Als Sonnenschutz. Die Farbe gewinnen sie aus Ebenholz.
Neuer Tag, neue Fahrt. Heute besichtigten wir den Red Tsingy Park - ein einmaliges Naturschauspiel auf der Welt. Die Fahrt dorthin dauerte über 2 Stunden, wir sahen wieder einige Zebus. Das häufigste Nutztier der Insel. 
In dem Park zeigte uns der Guide auch, dass die Steine dort als Farben verwendet werden können.  Das besondere ist, dass der rote Tsingy leicht zerfällt, da er Großteils aus rotem Sandstein natürlich entstanden ist. Aufgrund der natürlichen Witterung verändert er sich ständig (Wind- und Wassererosionen). 
Der Rundgang dauerte für uns etwa eine Stunde. Die Besucher werden gebeten die Formationen nicht zu berühren.
Des Weiteren kann man auch einen roten Canyon besichtigen. Danach ging es für uns weiter nach Ankaranana.

Das Tagesprogramm wirkt vielleicht für einen Leser recht wenig. Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse (unbefestigte Straßen, riesige Schlaglöcher, querende Zebus,…) braucht man aber wesentlich mehr Zeit, als wir Europäer es gewöhnt sind. Für 18 Kilometer zum Red Tsingy benötigten wir ca. 30 Minuten. 
In unserer neuen Unterkunft gab es wieder Strom und Internet. Allerdings auch einige Stromausfälle. Mittlerweile hatten wie uns daran gewöhnt. Genauso wie an die 30 oder mehr Grad auf den Zimmern, das Einschlafen gelang mittlerweile schon besser.

Aufgrund der brütenden Hitze starteten wir am nächsten Tag früher. Heute stand das Ankarana Reservat, inkl. Besichtigung des großen Tsingy am Programm. Tsingy bedeutet übrigens auf Zehenspitzen gehen.
Bevor wir zu dem Tsingy gelangten, marschierten wir durch den Regenwald.
Hier lernten wir: Nicht nur „alleinstehend“ treten die Baobas auf, sondern man findet diese auch in Wäldern. Das spannende dabei ist: Sie werden hier nicht so dick, da sie mit den anderen Bäumen um Licht nutzen sie die Energie, um in die Höhe zu wachsen. Übrigens nutzten früher die Baobabs für Kommunikation, wenn man auf sie klopft klingen sie sehr hohl, so wurden sie für Klopfzeichen verwendet.

Ein anderer spannender Baum, den wir kennenlernen durften, ist der Wasa Baum. Warum Wasa? Weil sich die Schale ab peelt, wie die Weißen, die nach einem Sonnenbrand die Haut verlieren.
Nebst den unterschiedlichen Bäumen sahen wir aber auch Tiere. Viele Lemuren, Eidechsen, Eulen, Vögeln, … „Leider“ sahen wir kein Fossa, diese sind nachtaktiv und nicht ganz ungefährlich, logisch nachdem es ein Raubtier ist. Immer mehr töten die Fossas, da sie die Tiere der Einwohner fressen, somit sind sie mittlerweile auch vom Aussterben bedroht.
Angekommen beim großen Tsingy waren wir erstmals beeindruckt (wobei nicht ganz, erstmalig dachten wir, wir gehen nach Mordor). Nun war auch klar, warum man die Fläche hier „Meer der Tsingy“ nennt. Der Anblick ist atemberaubend. Wir marschierten über eine große und kleiner Hängebrücke und hatten einen wunderbaren Ausblick. Teilweise sind die Gehwege so schmal, dass man als kleine Frau zwar gerade noch durchpasst, aber für den ein oder anderen wird es dann schon schwer gerade durchzupassen und man bewegt sich lieber seitlich fort. 
Wir besuchten danach noch eine „Bat Cave“, neben den unzähligen Fledermäusen sahen wir auch Stalagmiten und Stalaktiten, sowie menschliche Überreste. Diese Höhlen sind heilig, es gibt mehrere Fadys, wie bspw. Wasser trinken, Kopfbedeckung tragen, Nüsse essen,…
Insgesamt waren wir gut 5 Stunden zu Fuß unterwegs. Häufig braucht man in Madagaskar eine „Bush Toilet“, also einfach einen kurzen Abstecher ins Gebüsch. 
In der letzten Nacht im Wald schrien die Lemuren (diese sind nachtaktiv) ganz besonders laut.

Nun war es an der Zeit weiterzuziehen. Wir wurden in den Hafen von Ankify gebracht, für unseren letzten Stopp: Nosy Be. Davor hielten wir noch kurz an einer Plantage, später mehr dazu.
Insgesamt fuhren wir ca. 4 Stunden und sahen wieder typische Szenen des madagassischen Alltags: Frauen die Körbe voll mit Schmutzwäsche auf dem Kopf in Richtung Fluss zum Waschen tragen (die Plätze in der Nähe von Steinen sind am Beliebtesten, denn dann kann man die nasse Wäsche nochmals aufhängen). Oder auch Männer die alles mögliche auf Fahrrädern transportieren, sei es Kohle, Lebensmittel oder aber auch lebende Hühner, an den Füßen zusammengebunden und mit dem Kopf nach unten hängend.
Nach etwa 3,5 Stunden fahrt erreichten wir die Plantage. Hier wuchs alles, was das Herz begehrt: Kakao, Cashews, Vanille, Pfeffer, Zimt, Ingwer, Kurkuma,… Direkt dort kauften wir auch einen kleinen Mix an Gewürzen.
Im Hafen angekommen gab es einen kurzen Stressmoment für uns: Sowohl unser Guide als auch wir wussten, dass wir theoretisch per Schnellboot auf die Insel gebracht werden sollten, aber keiner von uns hatte eine Bestätigung. Kurze Zeit war die Situation etwas chaotisch, Einheimische belagerten unser Auto, bis die Situation geklärt war. Am Hafen gab es auch eine Passkontrolle. Schlussendlich fuhren wir mit einem separaten Schnellboot, die Fahrt war sehr ruhig und dauerte ca. 30 Minuten bis zur Insel. 
Weiter ging es nun ins Hotel, es war bereits nach Mittags und wir fuhren weitere 1,5 Stunden. Die Fahrt hatte sich aber gelohnt, wir hatten erstmals nach einiger Zeit wieder ein Hotel nach europäischem Standard, direkt am Meer. Und im Restaurant schmeckte der Reis auch nicht mehr nach Feuer. Den Tag ließen wir also entspannt ausklingen, denn für den nächsten Tag war wieder ein Programm geplant.

Neuer Tag, neues Abenteuer! Heute ging es auf nach Nosy Komba und Nosy Tanikely zum Schnorcheln. Zur ersten Inseln fuhren wir etwa 30 Minuten. Dort abgekommen spazierten wir in einen Nationalpark. Uns erwarteten Lemuren bzw. Makis, die so an Menschen gewohnt waren, dass sie im Gegenzug von Futter bereit waren aus deiner Hand zu essen. Ganz anders als auf der Hauptinsel. Wir sahen auch Schildkröten, eine Schlange, ein Chamäleon etc.
Danach fuhren wie direkt weiter zur zweiten Insel, die Fahrt dauerte etwa 40 Minuten. Die gesamte Insel ist ein Naturpark mit entsprechenden Regeln, bspw. kein Rauchen, aber auch keine Sonnencreme. Somit war wohl klar, dass ich hier einen Sonnenbrand bekommen werde (dem war auch tatsächlich so, 15 Minuten im Wasser waren ausreichend). Wir schnorchelten vor einem schönen Korallenriff und sahen einige Unterwassertiere. Leider war es für mich nur ein kurzes Vergnügen, erstmals im Leben erwischte mich eine Qualle, nach dem 4. Stich dachte ich mir dann, dass es reicht und ich aus dem Wasser gehe. Auf der Insel konnte man auch noch einen Leichtturm besichtigen, am Weg dahin trafen wir auf unzählige Eidechsen und wir sahen auch wieder Lemuren.
Die Tour endete am frühen Nachmittag. Diesmal hatte ich keine provisorischen Tabletten gegen Seekrankheit genommen, glücklicherweise war die Fahrt am Nachmittag auch sehr erträglich.
Heute fiel uns außerdem auf, dass die meisten Autos vermutlich alte Autos aus Korea sind.

Der vorletzte Tag am Meer brach an. Wir kauften noch ein paar Souvenirs, handeln fällt hier schwer, wenn man weiß, wie schwierig es die Leute hier haben sich über Wasser zu halten. Am letzten Tag spazierten wir noch am Strand und genossen die letzten Momente, bevor wir uns am Weg zum Flughafen machten. Am Weg dahin erfuhren wir wieder ein paar spannende Details:
Beispielsweise feiern die Einheimischen das „Fest der Toten“ vergleichsweise Allerheiligen 14 Tage lang. Die ganze Familie kommt, man putzt die Gräber, bringt den Verstorbenen Geschenke wie Honig, oder Rum (auf dieser Insel), ein bisschen Geld und manche Essen auch auf dem Friedhof. Personen, die vor einem Jahr gestorben sind, werden exhumiert. Nochmals mit schöner Kleidung angezogen und nach einigen Tagen wieder eingegraben. Dieses Ritual ist aber nicht überall gebräuchlich, sondern in manchen Regionen sogar verboten.
Nosy Be wird auch Parfuminsel genannt, weil hier die Ylang Ylang Pflanzen zu Haufe vorhanden sind. Beim vorbeifahren rochen wir bereits im Auto den herrlichen Duft. Selbst das bekannteste Damenparfum der Welt verwendet diesen Inhaltsstoff.

Leider gab es für uns dann am Flughafen von Nosy Be eine böse Überraschung und wir konnten nicht wie geplant nach Tana zurückfliegen. Ich möchte hier nicht näher ins Detail gehen, schlussendlich wurden wir zurück zum Hotel gebracht, in der Hoffnung am nächsten Tag eine Lösung zu finden. 
Ich wurde von einer neuen Dame übrigens als bunt bezeichnet. Zunächst dachte ich es wäre wegen der Kleidung. Aber unsere Begleitung zeigte auf einen blauen Fleck und fragte was passiert sei. Ich konnte mich nicht einmal erinnern und erklärte ihr, dass ich das immer wieder hätte. Daraufhin meinte sie eben, dass ich bunt sei, weiß, rot, blau,…..
Dem Thema Autofahren möchte ich auch nochmals ein paar Zeilen widmen: Generell scheint es Verkehrs „Empfehlungen“ zu zu geben. Man fährt rechts, außer die linke Straßenseite gefällt besser. Selbst wenn ein Pfeil darauf hinweist, dass der rechte Fahrstreifen benutzt werden soll, und der linke ist besser in Schuss, fährt man links. Man schnallt sich nicht an, hat auf der Rückbank auch gar keine Möglichkeit dazu. Oft verwendet wird hingegen die Hupe: Immer, um sich aufmerksam zu machen. Also bspw. bei jedem Überholmanöver oder wenn Passanten am Straßenrand spazieren.
Aber nun zurück zu unserer letzten Nacht auf Nosy Be: Die (kostenpflichtige) Lösung für die Heimreise fanden wir schlussendlich auch und wir konnten nach Addis Abeba und weiter nach Hause reisen. 
Eine unvergessliche Reise geht zu Ende.



















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